Wie aus Antaios und Morpheus die Hufbrüder wurden

Das Projekt Hufbrüder ist tatsächlich aus einer simplen Beobachtung heraus entstanden. Als Antaios und Morpheus aufeinander trafen im Jahr 2023 war aber daran noch nicht zu denken. 

Ursprünglich gab es nur Antaios. Doch Ende 2023 musste er umziehen und wir suchten lange nach einem geeigneten Zuhause für unseren Liebling. Nach zweimonatiger Suche fanden wir dann ein Pachtgrundstück mit einem Beistellpferd, sodass er natürlich nicht alleine stehen musste und eben noch jemanden an seiner Seite hatte. So lernten wir Morpheus kennen. Er stand dort alleine und wirkte auf uns sehr traurig und resigniert. Wie gut, dass wir nun mit Antaios kamen, um ihm Gesellschaft zu leisten. Die ersten Annäherungen waren sehr zögerlich, da Morpheus äußerst ängstlich war und natürlich auch gar kein Vertrauen, weder in Antaios noch in uns hatte.

Nach einigen Besuchen stellten wir aber fest, dass Morpheus wohl einen neuen besten Freund gefunden hat. Sie waren unzertrennlich und das sind sie bis heute. Egal wo Antaios hingelaufen ist, Morpheus war dabei. Also kümmerten wir uns ab sofort um beide. Scheinbar hatte unsere Familie nun ein neues Mitglied. Die ersten Spaziergänge gestalteten sich allerdings etwas zäh. Morpheus trottete nur so hinterher und auch bei Grasepausen wusste er nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. Nervöses Kopfschütteln, mehrmaliges Vergewissern, ob das jetzt wirklich okay ist, diese Wiese zu fressen. Die Unsicherheiten waren deutlich zu sehen und vor allem zu spüren.

Ab diesem Zeitpunkt war uns aber auch schon klar: Wenn wir wieder gehen, dann wird er definitiv mitkommen. So unzertrennlich wie sie beide waren, wie hätten wir es da übers Herz bringen können, ihn dort wieder zurücklassen? Daran wäre Morpheus vollständig zerbrochen. Erst die Hoffnung jemanden wie Antaios zu haben und dann alles wieder wegnehmen. Das wäre nicht gegangen. Also waren wir nun zu viert.

Nach einigen Wochen und Monaten voller Pflege, Fürsorge, Spaziergängen und Krauleinheiten wurde Morpheus tatsächlich immer zutraulicher und rannte auch nicht mehr weg, so wie am Anfang als wir ihn nur streicheln wollten. Natürlich war uns auch klar, dass es noch ein sehr langer Weg werden würde. Von Huffehlstellungen über Trageschwäche bis hin zu Nährstoffmangel. Morpheus hatte alles. 

Antaios hingegen war auch glücklich nun wirklich einen Freund gefunden zu haben. Zwar war er anfangs immer hin und wieder genervt, weil er sein Tempo drosseln musste, weil der kleine Morpheus nicht hinterher kam, aber das ist mittlerweile kein Thema mehr. An die Schrittgeschwindigkeit von Antaios musste Morpheus sich erst gewöhnen. Es war schön zu beobachten, wie sich beide immer weiter annäherten über die 4 Monate, die wir dort verbachten. Hufbrüder eben.

Nun kam der Tag, dass wir wieder umziehen wollten, weil wir auch Antaios wieder mehr Platz, mehr Bewegung und vor allem eine Herde bieten wollten. Das Pachtgrundstück war nur eine Übergangslösung gewesen, bis wir den richtigen Hof gefunden haben. Der Tag war da und das Verladen lief reibungslos. Morpheus war so schnell im Lkw, dass wir selbst ein paar Minuten brauchten, um es zu realisieren. Während er schön fröhlich am Heufressen war, brauchte Antaios 5 Minuten mehr Zeit, um sich mit der Situation anzufreunden, aber auch er war dann zügig drin.

Am neuen Hof angekommen ging die unzertrennliche Story weiter. Da Morpheus gerade mal wieder gelernt hatte, Vertrauen in ein anderes Pferd zu setzen und natürlich auch zu uns, war die Situation für ihn ein wenig schwieriger als für Antaios, der nun endlich wieder mehr Platz, andere Pferde und eine schöne Koppel im Blick hatte. Nach der Eingliederungszeit auf einem separaten Paddock kam dann die Zusammenführung mit der restlichen Herde, die ebenfalls absolut reibungslos verlief. Morpheus versteckte sich zwar anfangs noch ein wenig hinter Antaios, der ja größere Herden gewöhnt war, aber nach einigen Wochen und Monaten lief Morpheus dann auch wieder fröhlich umher und zeigte sich den anderen. 

Das Ganze ist nun mittlerweile über ein Jahr her. Bis heute sind beide unzertrennlich. Kommt ein neues Pferd in die Herde, dann suchen beide "Schutz" beieinander. Spaziergänge? Training? Fütterung? Krauleinheiten? Immer nur beide zusammen oder keiner. 

Über das Jahr hinweg konnten wir auch gut die Entwicklung der beiden beobachten. Nicht nur, dass Morpheus plötzlich ähnliche Punktierungen wie Antaios bekam, wo wir ja anfangs dachten, dass er nur am Kopf Punkte hat, weil sein Fell sonst grau war, sondern auch das Verhalten beider glich sich immer mehr. Morpheus lernte sehr viel von seinem neuen Freund und vor allem wieder das Selbstvertrauen, auch mal seine Meinung äußern zu dürfen.

Die Entwicklung, das Verhalten, der Werdegang usw. - alles in Summe - inspirierte uns letztlich, das Projekt Hufbrüder ins Leben zu rufen. Angelehnt an zwei unzertrennliche Wesen, die sich zufälligerweise gefunden haben und nun durch dick und dünn gehen. Wir haben mit den beiden einen anderen Ansatz gewählt, der nicht auf reinen Techniken oder Methoden basiert. Morpheus brauchte Tiefe, Verständnis und Vertrauen. All das, war wir nun weitergeben möchten an alle, die mehr wollen, als ein Reitobjekt, nämlich einen Partner fürs Leben.

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