Erfolg braucht seine Zeit

Aktuell ist die Welt in der wir leben schnell und laut - auch wenn wir es nicht unbedingt wirklich merken. Wir sind immer erreichbar, wir scrollen durch social Media, immer neu laden, Freunden schreiben, Werbung überall, die uns erzählt was wir alles unbedingt brauchen, fast food. Und in den Ställen geht es weiter - Zeitdruck nach oder vor der Arbeit, schnell das Pferd holen, satteln, los, ab ins Gelände oder den Platz. Auf dem Weg mit vier verschiedenen Menschen schreiben. Allzeit bereit. Auf den Turnieren werden Ritte gefeiert, die man hätte abklingeln müssen. Die Pferde in den Ställen müssen leisten. Schnell schnell und warum kannst du das alles noch nicht? Das andere Pferd läuft schon so toll, und du? Dann werden Lösungen ausprobiert, allerhand Hilfszügel und Riemen und Gebisse und Dinge gekauft. Um das Pferd dorthin zu bringen, wo man es haben möchte. Aber schnell. Nächstes Jahr, oder dieses Jahr. 

Warum maßen wir uns das an? 

Warum nehmen wir uns das Recht heraus, unsere eigenen Wunden dem Pferd aufzudrücken? Es in unser Muster zu zwingen? Obwohl wir doch selbst damit nicht glücklich sind? 

In dieser schnellen Pferdewelt besteht der Alltag aus Kampf. Aus Unruhe. Problemen die behandelt werden müssen. Schmerz. Fragen wie "warum kann das Pferd das noch nicht?" "Was ist jetzt schon wieder?" 

Und aus Frust. Viele Menschen kaufen sich Pferde mit einem ganz konkreten Ziel: Turniere reiten, Erfolg haben, Challanges gewinnen, Anerkennung bekommen. Und dann geht es los. Das schnelle Training, das in Form pressen, möglichst schnell soll das Pferd perfekt laufen. 

Aber was haben wir davon? In den allermeisten Fällen ein kaputtes Pferd. Ein trauriges Pferd. Keine echte Partnerschaft. Ein gefügiges Lebewesen das seine Seele verschlossen hat und wartet, bis alles vorbei ist. Und durch das drücken und zerren kommt es zu Verspannungen, zu Fehlbelastungen, Kompensationen, wiederkehrenden Krankheiten. Diese Krankheiten müssen auf den ersten Blick nicht einmal viel mit dem Training zutun haben. Kleine Entzündungen hier, Problemchen da. Das Symptom wird fleißig behandelt. Und dann geht es weiter. Die Probleme werden größer. Weil niemand sich Zeit nimmt. 

Wahre Entwicklung braucht immer Zeit. 

Es sind Nuancen die sich in Natürlichkeit verändern. Wachstum passiert nicht von heute auf morgen. Und nicht durch ein tägliches nervenaufreibendes Training. Strukturen verändern sich nicht über Nacht. Erfolg braucht seine Zeit. 

Wir müssen uns diese Zeit nehmen. 

Wir sind es unserem Partner schuldig. Geduld aufzubringen. Uns als echten Partner zu präsentieren, mit Weitsicht, Gelassenheit und Sicherheit. Nur hier kann wahre Entwicklung entstehen. Ohne den Druck, morgen etwas zu können, wofür Körper und Geist noch überhaupt nicht in der Lage sind. Es geht um Einklang und Präsenz. Wir sollten wieder anfangen uns diese Zeit zu nehmen. Und zu feiern, wenn wir mit dem achtjährigen Pferd mit Freude und Leichtigkeit die Grundschritte tanzen können. Und nicht das achtjährige Pferd schon mit drei verschiedenen körperlichen Problemen auf die Rentnerkoppel schicken. Den langsamen Fortschritt zelebrieren. 

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Was ist überhaupt der Gedanke dieser Schnelllebigkeit ? 

Warum sollte ich ein junges Pferd wissentlich und mutwillig in jungen Jahren zerstören, um es dann in einem eigentlich guten Alter von vielleicht 15-17 Jahren mit vielen körperlichen und geistigen Problemen in Rente zu schicken, wo es dann seine restlichen zehn bis zwölf Jahre absitzt? Wo ist hier der Sinn? Ich verstehe ihn nicht. 

Wir sollten beim nächsten Mal, wenn wir bei unseren Pferden sind, einen Schritt zurück treten. Raum geben. Uns darauf besinnen, dass wir doch eigentlich eine Partnerschaft wollen, in der auch das Pferd ein schönes Leben hat, gesund und fit bis ins hohe Alter. Und ob das, was wir hier tun, dafür der richtige Weg ist. 

Wir sollten anfangen es wieder als normal anzusehen, wenn jemand ein altes und fittes Pferd hat! Das ist die wahre Leistung. Es beinhaltet nämlich so viel mehr als wirklich gutes Training - es beinhaltet wahres Wachstum, Weitsicht, Ruhe und Sicherheit, Partnerschaft auf Augenhöhe. Echte Stärke. Echtes Können. 

Nehmt euch die Zeit. Gebt euch Zeit. Lasst eure Pferde gesund sein, bis ins hohe Alter. Weniger ist mehr. 

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